Susanne Redondo, Reiseleiterin bei Atlas Reisen, erzählt uns in ihrem Bericht über eine Reise auf dem Jakobsweg. Das Ziel der Reisegruppe ist Santiago de Compostela und wir erfahren, was sie Tag für Tag erleben. Von köstlichen Spezialitäten über Routen-Geheimtipps verrät Ihnen dieser Beitrag interessante Fakten rund um die Strecke von Bilbao bis Santiago de Compostela.
Donnerstag
Unsere Anreise nach Bilbao erfolgt mit Swiss. Es ist eine gute und schnelle Verbindung.
Die lokale Reiseleitung und der Bus erwarten uns schon am Flughafen. Wir fahren zum Guggenheim-Museum und machen nach kurzer Mittagspause die Führung - eine ganz tolle Erfahrung. Die Teilnehmer sind begeistert.
Anschliessend fahren wir nach Javier zu unserem wunderschön gelegenen Hotel.
Abendessen gibt es dann direkt im Hotel.
Freitag
Heute fahren wir nach Jaca und besuchen die Kathedrale (1. Kathedrale am Jakobsweg in Spanien) und das angeschlossene Museum mit den romanischen Malereien aus der Kirche von Bagüés – eine Augenweide! Danach geht es auf den Somportpass und zur ersten Wanderung nach Canfranch. Es ist ein wunderschönes Wegstück und nicht so „überlaufen“ wie der Übergang von St. Jean nach Roncesvalles.
Mittagspause machen wir in Jaca und danach fahren wir nach San Juan de la Peña. Das ehemalige Benediktinerkloster ist in den Fels gebaut. Sein Kreuzgang unter überhängendem Fels mit einmaligen Kapitellen fasziniert.
Anschliessend fahren wir zum Kloster San Salvador de Leyre, wo wir gerade rechtzeitig zum Vesper ankommen und die gregorianischen Gesänge der Mönche geniessen dürfen.
Wie geniessen das Abendessen und zelebrieren die Geburtstagsfeier von unserem Reisenden Robert Zimmermann im Hotel.
Samstag
Heute geht es für uns nach Pamplona, wohl bemerkt bei strömendem Regen!! Ein Stadtrundgang ist bei diesem Wetter leider unmöglich. Also nehmen wir einen Kaffee und ein zweites Frühstück im Café Iruña, das auch schon von Hemmingway, als er sein Werk FIESTA in Pamplona schrieb, täglich frequentiert wurde. Als es etwas schont, gehen wir zur Kathedrale und geniessen die Führung. Danach strahlt die Sonne und wir holen den Stadtrundgang nach. Es ist Samstag und die Spanier geniessen den freien Tag in der Stadt. Überall sind die Pinxtosbars voll und es herrscht eine Bombenstimmung!
Nach der Mittagspause brechen wir dann zur Fahrt zum Alto del Pérdon auf. Es ist der Pass der Vergebung und von dort geht es weiter nach Eunate, der oktogonalen Kirche, wo wir eine interessante Führung zur möglichen Geschichte des Bauwerks hören.
Ein weiterer Halt ist der Puente la Reina, der Ort, der am Pilgerweg entstand, weil die Königin eine Brücke für die Pilger in Auftrag gab. Das ist auch der Grund, weshalb sich die beiden Pilgerwege (vom Somport- und vom Ibañetapass) hier treffen und als allgemein bekannter "camino francés". also französischer Weg nach Santiago führen.
Nach einem weiterem Halt und Apero beim Pilgerbrunnen (hier fliesst der Wein der Bodega Irache), fahren wir nach Haro zu unserem Hotel.
Wir nehmen unser Abendessen in einem lokalen typischen Restaurant in der Fussgängerzone von Haro ein. Es schmeckt allen Reisenden super gut. Durch das Championsleague Finale (Real Madrid gegen Liverpool), bei dem die Spanier gewinnen, ist die Stimmung auch in der Stadt entsprechend toll.
Sonntag
Wir fahren durch die Reben der Rioja nach Najera, wo wir den Kreuzgang des Klosters Santa Maria la Real besichtigen. Danach geht’s weiter nach Santo Domingo de la Calzada, wo das „Hühnerwunder“ stattfand. Kurzfassung der Geschichte: Wirtstochter wurde von Pilgersohn verschmäht und schmuggelte einen goldenen Kelch in sein Gepäck. Er wurde als Dieb gehängt und der heilige Jakobus hat ihn gerettet. Die Eltern sprachen beim Alcade (Bürgermeister) vor, welcher gerade Hühner ass und sprach: "Euer Sohn ist so lebendig wie die Hühner auf meinem Teller." Daraufhin flogen die Hühner von seinem Teller…und die Nachfahren dieser Hühner leben nun in der Kathedrale von Santo Domingo.
Unsere Hühner landen allerdings während der Mittagspause in unseren Mägen und fliegen nicht davon. ;-)
Am Nachmittag erleben wir dann die Fahrt nach San Juan de Ortega und eine weitere wunderschöne Wanderung nach Agés. Danach ist es nicht mehr weit bis Burgos.
Abendessen findet mit mir auf freiwilliger Basis in einem typischen Lokal in der „Fressmeile“ statt. Es hat allen sehr gut geschmeckt….
Montag
Wir erleben heute eine Stadtführung und Besichtigung der Kathedrale mit lokaler Reiseleitung. Einfach jedes Mal wieder eindrücklich. Diese Stadt ist in Pilgerhand. Viele machen hier 2 Tage Pause, pflegen ihre Füsse und stocken die Vorräte auf, bis es dann weiter geht „gen Santiago“.
Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang durch Park und Wald zum Kartäuserkloster von Miraflores, wo die Eltern und der Bruder von Isabel, der katholischen Königin begraben sind.
Abendessen können die Reisenden wieder mit mir auf freiwilliger Basis. Wir gehen ins „Ojeda“ und essen Lamm, die Spezialität von Burgos!
Dienstag
Von Olmillos wandern wir über die Meseta nach Hontanas. Der Regen ist zwar vorbei, aber der Weg ist eher Lehmpiste als Wanderweg. In Hontanas machen viele Pilger einen Halt, um Schuhe und Kleider zu reinigen. So auch wir, damit Ricardo, unser Chauffeur, nicht der Schlag trifft, wenn wir mit unseren Schuhen ankommen.
In Fromista bestaunen wir die romanische Martins-Kirche und stärken uns bei Cristina mit Käse und Schinken.
In San Miguel de la Escalada haben wir noch etwas Zeit bevor die Kirche öffnet. Wir verbringen Sie bei einem Glas Wein aus unserem Bus-Vorrat.
In der Abendsonne erreichen wir Léon und statten als Erstes der Kathedrale einen Besuch ab. Die Sonne scheint und wir geniessen die wunderschönen Fenster der Kathedrale, ein einmaliges Erlebnis.
Am Abend essen wir in einem Restaurant: sehr typisch und sehr gut … nur der Service war uns dann doch etwas zu schnell und hektisch.
Mittwoch
Als Erstes besuchen wir das Pantheon der leonesischen Könige. Man spricht auch von der „Sixtinischen Kapelle der Romanik“. Einfach nur schön!
Nächster Halt ist Astorga, die ehemals römische Stadt Asturica Augusta, der nördlichste Endpunkt der römischen Strasse von Mérida (Via de la Plata).
Das Portal der Kathedrale müssen wir anschauen! Manuel, unser lokaler Reiseleiter, erklärt uns die Szenen der Bibel, die dort dargestellt sind.
Danach gibt es eine Mittagspause und wir probieren natürlich die „Cecina“ (getrocknetes Fleisch), die Spezialität des Ortes.
Die zweite Spezialität die „Mantecadas“ lassen wir uns dann zusammen mit süssem Wein, nach der Wanderung zum „Cruz de ferro“ schmecken. Bei diesem Kreuz legen die Pilger ihre „Sorgensteine“ ab, die sie von zu Hause mitgebracht haben.
Die Fahrt durch kleine Dörfer der Bierzo (El Acebo, Molinaseca) wo unser Bus wegen der vorstehenden Balkone kaum durchkommt, ist überaus eindrücklich. Den Chauffeur erwartet ein spontaner Applaus.
Gegen Abend erreichen wir Galizien, resp. O Cebreiro, das erste Dorf auf galizischem Boden. Hier gibt es ausser dem „Wunderkelch der Eucharistie“ in der Kirche Santa Maria, der Wein in Blut verwandelt haben soll, ausserdem viele pallozas (keltische Rundhäuser) zu sehen.
Wir übernachten in Sarria, wo die Pilger sich auf die letzten 100km nach Santiago vorbereiten. Diese Strecke muss zu Fuss zurückgelegt werden, um die begehrte Compostela der Kathedrale von Santiago zu erhalten.
Donnerstag
Heute erreichen wir Santiago!
Zuerst gehen wir aber wie die Pilger am Morgen los und machen eine schöne Wanderung. Dann fahren wir nach Portomarrin und bestaunen die Kirche, die wegen des Stausees „gezügelt“ werden musste. Noch heute sieht man die Nummerierung der Steine und man kann sich kaum vorstellen, dass diese trutzige Kirche einst unten am Wasser stand.
Das Wetter ist heute gut und so schieben wir eine weitere Wanderung ein, nach Melide.
In Melide machen wir Mittagspause. Hier isst man Pulpo (Oktupus)! Fast alle probieren das ungewohnte Mahl und es ist einfach „delicioso“.
Unseren anschliessenden Verdauungsspaziergang durch die Eukalyptuswälder geniessen wir wieder im Regen. Aber als wir dann beim Monte do Gozo, vor den Toren Santiagos die Türme der Kathedrale zum 1. Mal sehen, ist die Nässe schnell vergessen.
Wir gehen von der Porta do Camino den Pilgerweg zur Kathedrale. Wir machen einen Rundgang um die Kathedrale und begrüssen Jakobus. Jetzt sind wir angekommen!
Wir übernachtem im alten Priesterseminar „San Martin Pinario“ gleich neben dem Nordportal der Kathedrale. Eine sehr würdige und spezielle Unterkunft, die sehr zu unserer Reise passt.
Abendessen gibt es im Reflektorium der Unterkunft.
Einige begleiten mich noch auf einem nächtlichen Rundgang mit „chupitos“ und danach lassen wir den Abend mit der „Tuna-Musik“ einer Studentenverbindung bei der Kathedrale ausklingen.
Freitag
Um 08.15h holt uns der lokale Guide zum Stadtrundgang und Kathedralenführung ab. Um 12.00h besuchen wir die Pilgermesse. Leider hat niemand für den Botafumeiro bezahlt und so kommen wir nicht in den Genuss, ihn „fliegen“ zu sehen.
Anschliessend machen wir einen Ausflug zum Ende der Welt. Unser Chauffeur hat in Absprache mit seinem Chef Mingos für uns ein traumhaft schönes Restaurant in Ponte Maceira am camino nach Finisterre reserviert und wir schwelgen einmal mehr in lokalen Spezialitäten.
Am Nachmittag dann Ankunft beim Kap. Petrus meint es gut mit uns: wir haben einen wunderschönen Rundblick und geniessen den Moment am Kap bei Wein und Mantecadas.
Auf dem Rückweg sehen wir uns den längsten Horreo (Maisspeicher) bei Carnota an und fahren dann der Küste entlang nach Santiago zurück.
Unser Abendessen haben wir im Rest. O 42 in der Rua do Franco, der Fressmeile Santiagos.
Eine Vieira (Jakobsmuschel) krönt unser wahrlich fürstliches Mahl.
Samstag
Der Morgen steht zur freien Verfügung. Viele gehen auf den Markt. Es ist Samstag und viele Spanier kaufen fürs Wochenende ein. Der Fischmarkt ist eine Augenweide!
Um 12:00 Uhr dann der Transfer zum Flughafen und direkter Heimflug mit Swiss nach Zürich.
Wir verabschieden uns mit schwerem Herzen vom schönen Spanien, das bei uns allen unvergessliche Erinnerungen hinterlassen wird.
Von Reiseleiterin, Susanne Redondo